Jahresbericht 2021
Tourismus

Tourismus

Die Tourismusbranche ist von der Corona-Pandemie nach wie vor stark betroffen und erlebte 2021 das zweite Corona-Frühjahr. Das Gastgewerbe befand sich seit Anfang November 2020 im Lockdown. Touristische Übernachtungen waren per Landesverordnung untersagt und auch im Gaststättenbereich war nur das To-Go-Geschäft zulässig. Erste Öffnungen für das Gastgewerbe waren ab dem 10. Mai möglich. Im Beherbergungsbereich galt dabei zunächst die sogenannte Landeskinderregelung, die am 18. Mai vom Niedersächsischen Oberverwaltungsgericht aber außer Vollzug gesetzt wurde.

Außerdem galten Kapazitätsbeschränkungen und Wiederbelegungssperren, um ein Anfahren der Branche zu verlangsamen und einen großen Ansturm der Gäste zu vermeiden. Darüber hinaus wurden weitreichende Testungen der Gäste gefordert. Eine Blitzumfrage der IHK Niedersachsen (IHKN) Anfang Mai ergab, dass mehr als die Hälfte (54%) der Beherbergungsbetriebe in Niedersachsen aus wirtschaftlichen oder organisatorischen Gründen noch nicht zum 10. Mai für touristische Übernachtungen öffnen würde. Damit fiel für das Gastgewerbe zwei Jahre in Folge das wichtige Ostergeschäft aus.

Vor den ersten Öffnungen im Mai war die Stimmung im Gastgewerbe in Ostfriesland und Papenburg so schlecht wie nie. Der Klimaindex sank im April auf einen Tiefststand von 29,4 Punkten. Die Sommersaison verlief an der Küste überdurchschnittlich gut. Dennoch konnten die Betriebe die Umsatzeinbußen aus dem Vorjahr und Frühjahr jedoch nicht wieder reinholen.

Gästezahlen auf den Inseln und Küstenbadeorten

Fachkräftemangel

Als größte Herausforderung für die Geschäftstätigkeit sehen die Betriebe den Fachkräftemangel. Dies gaben im Herbst 86 Prozent der Betriebe im Gastgewerbe an. Mehr als drei von vier Unternehmen können offene Stellen nicht besetzen, weil sie keine passenden Arbeitskräfte finden. Diese Entwicklung war schon vor der Corona-Pandemie zu beobachten, hat sich nun aber nochmals verschärft. Besonders betroffen ist die Gastronomie. Durch den späten Saisonstart sind viele Saisonarbeitskräfte in andere Branchen oder Regionen abgewandert und standen für den Sommer in Niedersachsen nicht mehr zur Verfügung. So berichteten im Herbst zwei Drittel der Unternehmen von der Abwanderung von Mitarbeitern.

Digitalisierung

Die Corona-Pandemie hat der Digitalisierung in vielen Bereichen einen Schub versetzt. Videokonferenzen statt persönlicher Treffen, Homeoffice statt Arbeiten im Büro, viele Dienste, die mittlerweile online angeboten werden. Dieser Trend gilt auch für die Tourismusbranche. 22,8 Prozent der Betriebe in Niedersachsen berichteten im Sommer von einer verstärkten Digitalisierung durch die Corona-Pandemie. Vor allem für Corona-Themen wie Kontakterfassung, Reservierung und Bestellung im To-Go-Geschäft, Begrenzung der Besucherzahlen, Warteschlagenmanagement und Besucherlenkung wurde eine Reihe von digitalen Lösungen entwickelt. Aber auch bei Themen, die nicht nur in der Pandemie von Bedeutung sind, zeigen die Unternehmen großes Interesse. Überall dort, wo sich durch Digitalisierung bürokratische Anforderungen erleichtern lassen, besteht das Interesse der Unternehmen.

Übernachtungszahlen auf den Inseln und Küstenbadeorten

Tourismusausschuss

Der Ausschuss für Tourismus, Hotel- und Gaststättengewerbe  traf sich regelmäßig, um über die aktuelle Situation zu beraten. Vor allem im Frühjahr, als es darum ging, den seit Anfang November bestehenden Lockdown-Light endlich zu überwinden. Darüber hinaus organisierte die IHK mehrere Austauschrunden mit den regionalen Bundestagsabgeordneten, Landräten der Landkreise Aurich, Wittmund, Leer und Emsland und dem Oberbürgermeister der Stadt Emden.

Auch auf niedersächsischer Ebene trafen sich die Unternehmen, um sich mit der Politik auszutauschen. So hat die IHK im Rahmen der Federführung Tourismus für die IHKN im April Tourismusparlament eingeladen. Bei der Online-Veranstaltung hatten Unternehmer aus ganz Niedersachsen die Gelegenheit, sich mit ihren Fragen direkt an die tourismuspolitischen Sprecher der Landtagsfraktionen zu wenden.

Reisesicherungsfonds

Ein Thema, das in diesem Jahr vor allem die Reisebranche beschäftigte, ist der Reisesicherungsfonds, der zum 1. November gegründet wurde und nach der Thomas Cook-Pleite in Zukunft den Verbraucherschutz im Insolvenzfall des Reiseanbieters verbessern soll. Auf Initiative der IHK fand ein Austausch mit den beteiligten Bundestagsabgeordneten statt, um die Bedenken der Branche zu dem Vorhaben zu äußern. Erfreulich ist, dass viele der Punkte im Gesetz zurückzufinden sind und die Interessen der Reisebranche hier erfolgreich eingebracht werden konnten.

Tourismustag Niedersachsen

Im Frühjahr 2022 wird die IHKN zum Tourismustag Niedersachsen nach Goslar einladen, den die IHK für Ostfriesland und Papenburg federführend organisiert. Unter dem Motto „Von Neustart bis Nachhaltigkeit – Tourismus nach Corona“  tauscht sich die Branche dann zu aktuellen Themen aus. Für die Veranstaltung konnte Wirtschaftsminister Dr. Bernd Althusmann gewonnen werden. Er wird mit Unternehmen darüber sprechen,  welche Trends Corona mit sich gebracht hat welche Chancen die Krise für die Branche bietet.

Tourismus in Kurzform

  • Tourismusbranche von der Corona-Pandemie stark getroffen
  • fehlende Nachfrage und rechtliche Unsicherheit belasten Betriebe
  • trotz guter Sommersaison können Verluste aus dem Lockdown nicht aufgeholt werden
  • Digitalisierung bietet Chancen Gästeregistrierung und Besucherlenkung