Jahresbericht 2021
International

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Zunehmende Handelshemmnisse, Abschottungstendenzen sowie Lieferschwierigkeiten fordern den Unternehmen in Ostfriesland und Papenburg weiterhin eine hohe Flexibilität ab. Die Herausforderungen für exportierende Unternehmen sind auch anderthalb Jahre nach Beginn der Corona-Pandemie zahlreich.  

EU-UK Trade and Cooperation Agreement

Das Jahr begann mit dem kurzfristig abgeschlossenen Handels- und Kooperationsabkommen zwischen der Europäischen Union und dem Vereinigten Königreich (EU-UK Trade and Cooperation Agreement, TCA) durch das ein ungeregelter Brexit noch rechtzeitig verhindert wurde. Trotz abgewendeter Zölle belastet das Abkommen viele Betriebe. Die IHK hatte ihre Unternehmen im Vorfeld mit umfangreichen Informationen zu verschiedenen Austrittsszenarien unterstützt. Seitdem Klarheit über das Verhältnis zum Vereinigten Königreich herrscht, steht die individuelle Beratung im Vordergrund der IHK-Arbeit. Schließlich lauert die Herausforderung oftmals im Detail und viele Abläufe müssen sich erst einspielen.    

Reisebeschränkungen Corona Die Corona-Pandemie bremste Dienst- und Geschäftsreisen vielerorts aus. ©Animaflora PicsStock - stock.adobe.com

Reisebeschränkungen

Die umfangreichen Reisebeschränkungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie beeinträchtigten auch 2021 den Geschäftsbetrieb vieler Unternehmen. Die Zahl der Anfragen, die unsere IHK zu Einreise- und Quarantäneregelungen einzelner Länder erhielt, zeigt, wie wichtig Dienstreisen auch im digitalen Zeitalter sind. Sei es, um neue Aufträge zu gewinnen oder in Form grenzüberschreitender Serviceeinsätze zur Montage und Wartung von Maschinen und Anlagen. Eine Orientierung dazu konnte die IHK ihren Unternehmen in zahlreichen Fällen geben. Neben individuellen telefonischen Beratungen auf ihrer Website, in Sondernewslettern und im Außenwirtschaftsrundschreiben.   

Unterbrochene Lieferketten

Unterbrochene Lieferketten zählen seit Corona zu den größten Problemen der Wirtschaft. Hinzu kommen stark gestiegene Frachtraten bei Schiffsraum und Containern sowie hohe Rohstoffpreise und knappe Vorprodukte, die das Geschäft vieler Unternehmen belasten: Zwei von drei Industriebetrieben in Deutschland waren laut einer DIHK-Umfrage im Herbst von zugespitzten Logistik- und Lieferkettenproblemen betroffen. Auch in Ostfriesland und Papenburg berichteten viele Unternehmen von Lieferengpässen bei Vorprodukten wie Halbleitern und Materialien wie Stahl, Holz oder Kunststoffen.

Lieferkettengesetz

Das im Juli von der Bundesregierung auf den Weg gebrachte Lieferkettengesetz war bereits seit Längerem in der Planung. Das Gesetz gilt ab dem 1. Januar 2023 und verpflichtet Unternehmen zur Achtung menschen- und umweltrechtlicher Standards in ihren gesamten Lieferketten, abgestuft nach Einflussmöglichkeiten. Zunächst wird das Lieferkettengesetz bei Unternehmen ab 3.000 Mitarbeitern Anwendung finden, ab 2024 dann bei Firmen ab 1.000 Mitarbeitern. Kleinere und mittlere Betriebe sind zwar nicht unmittelbar von den neuen Regelungen betroffen, allerdings ist davon auszugehen, dass die Sorgfaltspflichten größerer Unternehmen weitergereicht werden. Über die IHK-Organisation setzen wir uns dafür ein, dass die mit dem Lieferkettengesetz verbundenen Regelungen praktikabel bleiben. Zudem beriet unsere IHK bereits seit dem Spätsommer einzelne Unternehmen hinsichtlich der wichtigsten Anforderungen des Gesetzes. Auch mehrere Webinare zum Lieferkettengesetz gaben einen Überblick über Hintergründe, Inhalte und künftige Aufgaben betroffener Unternehmen.

Digitalisierung

Dass die Corona-Pandemie für Wirtschaft und Gesellschaft einerseits belastend ist, andererseits jedoch für einen Digitalisierungs-Boom in Deutschland sorgt, wirkte sich auch in 2021 auf die Arbeit des Geschäftsbereichs International aus. So stieg die Anzahl der digital ausgestellten Dokumente gegenüber dem Vorjahr nochmal um rund ein Drittel. Die elektronische Antragstellung von Ursprungszeugnissen (eUZ) und außenwirtschaftlichen Bescheinigungen stellt gerade in Zeiten von Covid-19 eine erhebliche Erleichterung für die IHK-Mitgliedsunternehmen dar. Entsprechend hat sich die Zahl der eUZ-Nutzer im IHK-Bezirk Ostfriesland und Papenburg in den vergangenen zwei Jahren mehr als vervielfacht: Von acht Betrieben in 2019 auf 61 aktive Unternehmen in 2021. Die Zahl ausgestellter Carnet ATA ging hingegen weiter zurück. Pandemiebedingt entfielen speziell in der ersten Jahreshälfte die Hauptverwendungszwecke: Montagereisen waren größtenteils nicht möglich, Messen fanden nicht statt.

Veranstaltungen

Auch die Veranstaltungsangebote des Geschäftsbereichs International fanden in Form digitaler Formate statt. Informationsveranstaltungen wurden als Webinare durchgeführt, Ländersprechtage wurden mittels Videokonferenzen abgehalten. Um insbesondere Zolleinsteigern umfassende Hilfe anzubieten, wurden zudem eigene Schulungsangebote zum Thema Außenwirtschaft entwickelt und in Form individueller Online- oder Inhouse-Beratungen für interessierte Unternehmen durchgeführt.

International in Kurzform

  • Handelshemmnisse fordern Unternehmen hohe Flexibilität ab
  • EU-VKHandelsabkommen ist eine Herausforderung für viele Betriebe
  • Umfangreiche Reisebeschränkungen beeinträchtigen Geschäftsbetrieb
  • Globale Lieferketten sind aus dem Takt
  • Lieferkettengesetz gilt ab 1. Januar 2023
  • Die elektronische Antragstellung von Ursprungszeugnissen ist eine erhebliche Erleichterung für Unternehmen.
  • Veranstaltungen fanden auch 2021 überwiegend in digitalem Format statt