Jahresbericht 2021
Industrie

Industrie

„Noch verhalten“, so bewerteten zumindest die turnusmäßig befragten Unternehmen im letzten IHK-Konjunkturbarometer des Jahres die Geschäftslage in der Industrie. Zwar wurden im Laufe des Jahres wieder mehr Auftragseingänge gemeldet, dennoch machte den Unternehmen der Rohstoffmangel wie auch der Anstieg der Energie- und Rohstoffpreise zu schaffen.

So wurden der IHK aus der Kunststoffindustrie durch Rohstoffverknappung Preissteigerungen bis zu 100 % gemeldet. Brüche in den Versorgungsketten führen zu weiteren Schwierigkeiten bei Produktion und Lieferung. Das Thema Nachhaltigkeit gewinnt in der Kunststoffbranche zunehmend an Bedeutung, fehlende Harmonisierungen bei den Recyclingsystemen bereiten in Europa jedoch Probleme.

Positive Meldungen gab es von der Elektroindustrie, die von einer guten Auslastung aller Kapazitäten sowie einer zufriedenstellenden Umsatzentwicklung mit positiver Prognose für das kommende Geschäftsjahr berichtete. Herausfordernde Themen waren die Gewinnung von qualifizierten Fachkräften sowie die Entwicklung der Rohstoffpreise für Kupfer und Stahl, sowie die Verfügbarkeit von Halbleiter-Komponenten. Inwieweit sich steigende Energiepreise an die Kunden der Branche weitergeben lassen, muss sich noch zeigen.

Druckindustrie

Aus der regionalen Druckindustrie wurden der IHK Licht, aber auch Schatten gemeldet. So etwa beim Geschäft mit Fremddrucksachen (z.B. bei Prospekten etwa der Möbel- und IT-Industrie). Durch den anhaltenden Lockdown sowie die pandemiebedingten unregelmäßigen Öffnungszeiten der Geschäfte war der wirtschaftliche Verlauf bei den jeweils betroffenen Unternehmen schwer einschätzbar. Auch der Lebensmittelhandel hielt sich zeitweilig bedeckt. Zum Jahresende 2021 war jedoch wieder ein Anziehen der Werbemaßnahmen zu erkennen. Im Verlagswesen mit Zeitungen und Zeitschriften zeigte sich trotz der Corona-Krise ein wenn auch niedrigeres aber stetiges Volumen bei den Anzeigen. Aus Sicht der Branche erfreulich war ebenso das Geschäft im Buchverlagswesen. Durch eine anhaltende Verlangsamung des gesellschaftlichen Lebens hat sich offenbar ein Trend zum positiven Leseverhalten entwickelt.

Die Auswirkungen des Rohstoffmangels  spürte auch die Druckindustrie in Form von gestiegenen Rohstoffpreisen. Berichtet wurde von Preissteigerungen, die um ein Vielfaches höher als in den Vorjahren lagen. Nur noch wenige Papierhersteller, ein starker Wettbewerb um Papier aller Klassen und der immer mehr gewachsene Onlinehandel mit seinem vermehrten Verpackungsaufkommen trugen zu dieser Entwicklung bei. Da seit Pandemiebeginn im Frühjahr 2020 kaum Papier in üblich großen Mengen verdruckt wurde, ist auch Recyclingpapier ein knappes und damit teures Gut geworden.

Energie-Branche

Für ein positives Signal in der hiesigen Windenergiebranche sorgte der Niedersächsische Windenergieerlass. Hier sind nun vorsichtige Öffnungen in Richtung Wind im Forst angedacht. Außerdem wurden prozentual Flächen je Landkreis bzw. Stadt verpflichtend für die Windenergienutzung festgelegt. Pauschale Abstände wie in anderen Bundesländern wurden ausgeschlossen. Der neue Erlass bietet Möglichkeiten für ein standorterhaltendes Repowering mit dem Vorteil, dass ein schon anerkanntes WEA-Gebiet weiterhin für den Betrieb von dann leistungsstärkeren Anlagen genutzt werden kann. Wermutstropfen für die gesamte Erneuerbare-Energien-Branche bleibt weiterhin der Genehmigungsprozess von Anlagen. Hier wurden auf Bundesebene keine spürbaren Erleichterungen geschaffen.

Mit dem neuen EEG 2021 erhielten nun auch ausgeförderte Biogasanlagen unter 100 kW installierter Leistung eine Möglichkeit, weiterhin vergütet zu werden. Anlagen, die zu dieser Kategorie zählen, mussten vor dem 1. Januar 2021 in Betrieb gegangen und ihr ursprünglicher Anspruch auf EEG Vergütung musste beendet worden sein. Die Vergütung kann bis zum Ende des Jahres 2027 erfolgen und orientiert sich finanziell an dem Jahresmarktwert.

Beim Thema Strompreisentwicklung bleibt die Frage, wohin die Reise geht - sowohl auf Seiten der Erzeuger, als auch auf Seiten der industriellen Verbraucher - spannend. Durch die CO2-Bepreisung ist zwar langfristig mit einer Steigerung der Preise auf Verbraucherseite zu rechnen, andererseits soll die auslaufende EEG-Umlage zur Kompensation eingesetzt werden. Gerade bei energieintensiven Industrieunternehmen stellt sich die Frage nach einer Alternative zur besonderen Ausgleichsregelung, da es mit der sukzessiven Abschaffung der EEG-Umlage derzeit kein Instrument zur Entlastung gibt.

Industrie in Kurzform

  • Unternehmen bewerteten Geschäftslage in der Industrie als "verhalten"
  • Kunststoffindustrie verzeichnete Preissteigerungen von bis zu 100 Prozent
  • Druckindustrie klagte über gestiegene Rohstoffpreise
  • Windbranche wertet niedersächsischen Windenergieerlass positiv