Jahresbericht 2021
Ausblick
HandelDer Lockdown im Frühjahr bremste den Handel in den Innenstädten nahezu komplett aus

Handel

Die Folgen nach fast zwei Jahren Pandemie sind für den Handel und für die Innenstädte weitreichend. Der Online-Handel hat noch einmal an Fahrt gewonnen und die Frequenzen im stationären Handel - mit Ausnahme des Handels mit Gütern des täglichen Bedarfs - sind vielerorts gesunken. Nun gilt es, auf dem bereits eingeschlagenen Weg zur Digitalisierung des Handels weiter zu machen. Denn der stationäre Handel im IHK-Bezirk muss hier fitter werden, um im Wettbewerb im digitalen Bereich mithalten zu können. Zugleich müssen die Städte ihre Innenstadtlagen  in einem Zusammenspiel von Handel, Gastronomie, Kunst & Kultur sowie Tourismus neu "aufrüsten".

Dazu dient vor allem das Landesförderprogramm "Perspektive Innenstadt", von dem viele Städte und Gemeinden vor Ort profitieren. Dieses Programm - so die Vorgabe - muss bis März 2023 umgesetzt werden. Das bedeutet, dass bereits in 2022 die meisten Maßnahmen sichtbar werden. Unabhängig davon werden Handels- und Gewerbevereine aus dem IHK-Bezirk sich auch in 2022 wieder an der erfolgreichen bundesweiten Aktion "Heimat shoppen" beteiligen, um auf die Bedeutung des Einkaufens vor Ort hinzuweisen.

Ausbildung

Nachdem bereits 2020 einige Ausbildungsverordnungen überarbeitet wurden, werden nun sieben gastgewerbliche Berufe zum 1. August 2022 novelliert. Danach sollen  im Bereich der Hotellerie und Gastronomie Anpassungen der Berufsbilder vorgenommen werden, um die Auszubildenden noch stärker für die Bedürfnisse der Branche zu qualifizieren. Auch im gewerblich-technischen Bereich sind Novellierungen der Ausbildungsverordnungen geplant. Damit sollen diese Berufsbilder an die aktuelle Berufswelt angepasst werden. Die Veröffentlichung der neuen Ausbildungsverordnungen ist für das Frühjahr 2022 vorgesehen.  Zudem werden in 2022 die umwelttechnischen Ausbildungsberufe überarbeitet. Eine Novellierung in diesem Bereich ist für 2023 avisiert.
Die ersten Auszubildenden zum Produktionstechnologen/ zur Produktionstechnologin, die 2020 ihre Ausbildung begonnen haben,  werden 2022 den ersten Teil Ihrer gestreckten Abschlussprüfung ablegen. Der Beruf des Produktionstechnologen wird zunehmend von den Unternehmen angefragt und ausgebildet.

Die Digitalisierung der Aus- und Weiterbildung wird weiterhin vorangetrieben, um Abläufe für die Ausbildungsbetriebe noch einfacher und schneller zu gestalten.
Das Projekt „TOP Ausbildung“ wird nach einem erfolgreichen Start auch in 2022 fortgesetzt. Auch im kommenden Jahr arbeiten wir an einer Weiterentwicklung der dauerhaften Plattform "Ausbildungsmesse Digital".  

E-Mobilität

Volkswagen treibt die Umstellung seiner Werke auf Elektromobilität voran. Ab 2022 sollen in Emden der ID.4 und ab 2023 auch der viertürige vollelektrische Volkswagen Aero gefertigt werden. Zugleich läuft die Produktion der Modelle Passat Limousine und Variant, sowie Arteon und Arteon Shooting Brake noch für einige Jahre weiter. Danach wird Emden ein reines E-Werk. Volkswagen investiert rund 1 Milliarde Euro in die Transformation des Standortes und baut das Werk zu einer der modernsten Fabriken der Automobilindustrie um.

E-Mobilität Ostfriesland und PapenburgDas VW-Werk in Emden hat mit dem Umbau der Emder Fabrik zum Bau von E-Autos begonnen. (Bild: Volkswagen AG)

Vor diesem Hintergrund hatte die IHK zu einer Veranstaltung „Transformation der Automobilwirtschaft – Strategien für Energiestandorte und Zulieferindustrie“ im Juni 2021 eingeladen, in der Experten aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft über Chancen und Herausforderungen des aktuellen Strukturwandels diskutierten. In dieser Veranstaltung wurde schnell deutlich, dass sich für den Standort Emden ein enormes Chancenpotenzial bietet. Neben einer sehr langen und nachhaltigen Auslastung des Werkes ist auch mit der Ansiedlung neuer Zulieferbetriebe zu rechnen. Die Einrichtung von CO2-Kosten in die Lieferkette wird außerdem dazu führen, dass weitere Wertschöpfung im IHK-Bezirk stattfindet. Die regenerativen Energien in der Region tragen zudem dazu bei, dass Fahrzeuge klimaneutral hergestellt werden können.

Strategieprozess

Zielstellung der Gremien ist es, dass die neu gewählte Vollversammlung gemeinsam mit dem neu gewählten Hauptgeschäftsführer in 2022 einen Strategieprozess für die IHK-Arbeit anstößt. Dieser Prozess soll dann den Handlungsrahmen für die nächste Vollversammlungsperiode abstecken.

Schiffbau

Die Meyer Werft und die gesamte Kreuzfahrtindustrie litten auch 2021 weiter stark an den Folgen der weltweiten Corona-Pandemie. Das Ausmaß und ihre Folgen für den Tourismus, die Kreuzfahrt und für die Werft waren und sind nach wie vor enorm. Die MEYER WERFT konnte jedoch zusammen mit ihren Kunden die Aufträge über einen längeren Zeitraum strecken. Neue Aufträge auf dem Niveau wie vor der Corona-Pandemie werden von der Werft  allerdings erst nach einigen Jahren wieder erwartet.Anpassungen bei der eigenen Stammbelegschaft sind erforderlich, um den Werftstandort insgesamt und langfristig zu sichern. Dabei geht es nicht nur um die Werft allein, sondern um viele Zulieferbetriebe mit deren Mitarbeitern, die Stadt Papenburg und Umgebung sowie den Erhalt eines wichtiges Teiles der Deutschen maritimen Industrie. Diese Zielsetzungen können Geschäftsleitung und Familie der Meyer Werft nur erreichen, wenn eingebundene Arbeitnehmerorganisationen und Politik die erforderlichen Schritte konstruktiv begleiten. Dazu zählen auch zunächst harte Einschnitte.“

Dennoch konnte die MEYER WERFT im Jahr 2021 – wie im Vorjahr – zwei große Kreuzfahrtschiffe fertigstellen.

Mit der Megayacht "One50" plant das Unternemen sein Produktportfolio zu erweitern. Das Konzept wurde in 2021 erstmals auf der Monaco-Yacht-Show vorgestellt und soll mit einem Brennstoffzellenantrieb betrieben werden.

Die Branche und mit ihr auch die MEYER WERFT setzt auf die klassischen Maßnahmen der Corona-Prävention und auf den Erfolg der weltweiten Impfkampagne. Technische Optimierungen, z.B. verbesserte Klimaanlagen, sollen das Infektionsrisiko auf Seereisen weiter minimieren. Neben dem Gesundheitsschutz ist gleichzeitig aber auch die Bedeutung des Umweltschutzes beim Bau von Schiffen in Papenburg weiter verbessert worden. Im Auftragsbuch von Meyer befinden sich nur noch Schiffe mit dem umweltfreundlichen LNG-Antrieb. Die ersten Schiffe werden bereits mit Brennstoffzellen nach- oder ausgerüstet, an weiteren Optimierungen bei den Schiffsantrieben (Methanol, Wasserstoff etc.) wird gearbeitet.

Verkehrsinfrastruktur

Die Koalitionsparteien auf Bundesebene haben sich in ihrem Koalitionsvertrag darauf verständigt, den Ausbau und die Sanierung der Verkehrsinfrastruktur fortzusetzen  Das ist eine auch für den IHK-Bezirk wichtige Feststellung. Ziel ist es dabei, den Anteil der Schiene zu erhöhen. Bei den Bundesfernstraßen soll der Fokus stärker auf Erhalt und Sanierung liegen. Dennoch sind weiterhin auch Ausbauten bei der Straße erforderlich. Kapazitätserhöhungen im Schienennetz brauchen Zeit; sie sind nicht allein eine Frage der Finanzierung. Probleme könnten knappe Kapazitäten bei Planern, Gerichten und in der Bauwirtschaft machen. Diese politischen Absichten und deren Folgen können auch für die Verkehrsinfrastruktur im IHK-Bezirk von Bedeutung sein.

Die Dauer von Planungs- und Genehmigungsverfahren soll halbiert werden. Damit hat eine wichtige Forderung der Wirtschaft Eingang in den Koalitionsvertrag gefunden. Das wird sich hoffentlich auch auf wichtige Infrastrukturvorhaben im IHK-Bezirk positiv auswirken. Der Vertrag setzt auf zahlreiche von der IHK-Organisation seit Jahren geforderte Maßnahmen wie zum Beispiel:

Verbesserung der personellen und technischen Kapazitäten bei Behörden
Digitalisierung der Verfahren.
Einführung einer Stichtagsregelung bei Beteiligung weiterer Behörden
engere Verzahnung zwischen Raumordnungs- und Planfeststellungsverfahren
frühzeitigere Gerichtsverfahren sowie
Fristenregelungen für Planverfahren.
Unklar ist, ob die an zwei Stellen vereinbarte erweiterte Beteiligung von Öffentlichkeit und Naturschutzverbänden (Mitwirkungspflicht) die Verfahren tatsächlich beschleunigen kann.

Tourismus

Tourismus

Die Reisebranche ist nach wie vor besonders von der Corona-Pandemie betroffen. Dies gilt einerseits für die Betriebe vor Ort in Gastgewerbe, Freizeitindustrie und Veranstaltungsbranche sowie für alle Betriebe, die damit verbunden sind. Gleichzeitig sind aber auch Reisebüros und –veranstalter betroffen, die ihr Geld mit den Reisen in andere Regionen verdienen. Die bereits getätigten Buchungen für das Jahr 2022 lassen die Branche aber hoffen. Regionale Leistungsträger und große Reiseanbieter  berichten von ungebremster Reiselust und auch das Gastgewerbe bei uns blickt vorsichtig optimistisch auf das neue Jahr. Die letzten beiden Jahre haben gezeigt, wie Hygienekonzepte und Abstandsregeln umgesetzt werden können und wie ein weiterer Lockdown verhindert werden kann. Die Hoffnung der Branche liegt nun auf einer Beschleunigung der (Booster-)Impfkampagne, sodass sich der Tourismus langfristig erholen kann.

International

Die exportierenden Unternehmen im IHK-Bezirk werden sich auch 2022 auf Unsicherheit und Komplexität im globalen Geschäft einstellen müssen. Hier sind die strukturellen Folgen der Corona-Pandemie für die Weltwirtschaft zu nennen, die sich nicht zuletzt in Lieferengpässen und fragilen Lieferketten niederschlagen. Auch befindet sich der Protektionismus weiter auf dem Vormarsch: Eine Studie der Europäischen Kommission verzeichnete zuletzt im Juni 2021, dass die Anzahl entsprechender Maßnahmen seit 2016 um zehn Prozent auf weltweit 372 Handelshemmnisse gestiegen sei. Sorgen bereitet vielen Exporteuren zudem der anhaltende Gegensatz zwischen China und den USA.

Das Auslandsgeschäft wird also nicht einfacher und der Geschäftsbereich International den Unternehmen auch 2022 unterstützend zur Seite stehen – digital, telefonisch oder in persönlichen Beratungen.